Offene Daten werden in Kommunen zunehmend als Chance gesehen. Welche konkreten Chancen und Herausforderungen Kommunen mit Open Data verbinden, hat die Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) zum zweiten Mal in einer "Kommunalbefragung Open Data" untersucht, an der sich in diesem Jahr über 300 Kommunen beteiligt haben.
Der Anteil an Kommunen, die in der Bereitstellung offener Daten Chancen sehen, hat sich im Vergleich zur ersten Kommunalbefragung 2020 fast verdoppelt. Während vor zwei Jahren nur 14 Prozent der Befragten angaben, dass Open Data für die Verwaltung eine Chance sei, vertreten in der aktuellen Umfrage 24 Prozent diese Auffassung. Besonders stark fällt der Anstieg in Großstädten mit über 100.000 Einwohner:innen aus: Hier steigt der Anteil von 15 auf 38 Prozent. In den großen Mittelstädten (50.000 – 100.000 Einwohner:innen) fällt der Anstieg ebenfalls sehr hoch aus (2020: 13 %, 2022: 35 %). Über alle Größenklassen hinweg ist der Anteil der Kommunen, die sowohl Chancen als auch Risiken erkennen, am höchsten.
Die gestiegene Zahl an Kommunen, die mit Open Data Chancen verbinden, lässt sich darauf zurückführen, dass Kommunen in offenen Daten vermehrt konkrete Mehrwerte erkennen. Der größte Mehrwert wird der verbesserten Information der Bürgerinnen und Bürger zugeschrieben, gefolgt vom vereinfachten Datenaustausch zwischen den Ämtern innerhalb einer Kommune. Insgesamt betrachtet wird der Mehrwert offener Daten 2022 höher eingeschätzt als noch 2020.
In der Befragung wurden auch konkrete Herausforderungen abgefragt, bei deren Bewältigung offene Daten unterstützen könnten. Die meisten Nennungen erhielt die "Digitale Transformation von Verwaltung und Stadt", gefolgt von "Mobilität und Mobilitätswende".
Große Kluft zwischen Groß- und Kleinstädten
Die an der Befragung teilnehmenden Großstädte stellen bereits zu 72 Prozent offene Daten bereit, während dies nur für 18 Prozent der befragten Kleinstädte gilt. Die Kleinstädte haben sich jedoch nicht alle bewusst gegen Open Data entschieden. 62 Prozent von ihnen geben an, sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt zu haben. Auf die Frage, warum sie sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben, antworten 89 Prozent der befragten Kommunen: Sie haben keine personellen Kapazitäten.
Auch bei der Frage, ob der Umgang mit Daten Einzug in Strategien oder Leitbildprozesse gehalten hat, ist ein großer Unterschied zwischen Groß- und Kleinstädten erkennbar. Von den befragten Großstädten geben 30 Prozent an, über eine Datenstrategie zu verfügen. In Kleinstädten sind dies nur 11 Prozent. In Großstädten geben nur 7 Prozent an, dass Datenstrategien keine Rolle in ihrer Kommune spielen, während der Anteil in Kleinstädten 43 Prozent beträgt.
Die Befragung zeigt, dass sich Kommunen bei der Umsetzung von Open Data mit zwei Geschwindigkeiten bewegen: Größere Städte besitzen häufiger eine strategische Orientierung und mehr Ressourcen. Kleinere Kommunen machen sich zwar vermehrt auf den Weg, es mangelt aber an den notwendigen Kompetenzen und Ressourcen. Wenn diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten bei der Umsetzung von Open Data in Kommunen nicht ausgeglichen werden, wird die Kluft zukünftig immer größer.
Welche Unterstützung wünschen sich Kommunen?
Kommunen haben in den vergangenen zwei Jahren Fortschritte bei der Bereitstellung offener Daten gemacht, doch bei der Implementierung und Umsetzung in kommunale Strukturen bestehen oft noch große Hürden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Kommunen dem Thema Open Data nun stärker nähern. Doch neben dem notwendigen Wissensaufbau und -transfer sind mangelnde personelle und finanzielle Ressourcen insbesondere für kleinere Kommunen nach wie vor ein großes Hindernis.
Was wünschen sich die Kommunen an Unterstützung? Für die Konzeption und Umsetzung offener Daten wünschen sich die befragten Kommunen insbesondere praktische Handreichungen (wie z. B. Leitfäden), finanzielle Förderung, stärkere interkommunale Zusammenarbeit und überregionale Datenportale.
Die “Kommunalbefragung Open Data 2022” schließt mit vier Handlungsempfehlungen für den Bund, die Länder und Kommunen, die in der Studie näher erläutert werden:
Informationen zur Studie
Die Studie "Kommunalbefragung Open Data 2022" wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) erstellt. Für die Studie hat das Difu im Auftrag der Bertelsmann Stiftung rund 1.600 Kommunen in einem fünfwöchigen Zeitraum von April bis Mai 2022 kontaktiert. 345 Kommunen haben an der Befragung teilgenommen.
Befragungsergebnisse als Open Data
Die in der Publikation dargestellten Zahlen sind eine bewusste und limitierte Auswahl an Ergebnissen, die im Zuge der Auswertung als besonders relevant befunden wurden. Um gezielt einer Unterauswertung der vorliegenden Daten entgegenzuwirken und unserem eigenen Anspruch als gemeinnützige Organisation gerecht zu werden, stehen die gesamten Umfrageergebnisse als Open Data zur Verfügung. Die Bertelsmann Stiftung möchte hierdurch andere Forscher:innen dazu befähigen, die Daten für eigene Fragenstellungen (bspw. für Bachelor-, Master-, Doktorarbeiten oder sonstige Forschungsprojekte) zu verwerten.
Quelle/Weitere Informationen: Bertelsmann Stiftung, Pressemitteilung vom 3. November 2022