Wechsel an der Spitze des Smart City Index: München erreicht erstmals Platz 1, Hamburg liegt nach vier Jahren an der Spitze auf dem zweiten Platz und Köln kommt als Dritter auf das Treppchen. Ulm schafft es erstmals unter die Top 10 der smartesten Städte Deutschlands, Trier liegt insgesamt auf Rang 13, sichert sich in der Kategorie Energie und Umwelt aber den Spitzenplatz.
Das sind Ergebnisse des Smart City Index, den der Digitalverband Bitkom in diesem Jahr zum fünften Mal erhoben hat. München schafft es demnach mit 84,5 von 100 möglichen Punkten erstmals an die Spitze im Gesamtranking, knapp dahinter liegt der bisherige Dauer-Sieger Hamburg mit 83,9 Punkten. Das Podium komplettiert Köln mit 83,2 Punkten. Der Vorjahres-Dritte Dresden (78,5 Punkte) fällt um drei Plätze zurück auf Rang 6. Nicht nur der Abstand unter den Podiums-Plätzen ist knapp, die Top 10 rücken insgesamt enger zusammen. Zwischen Platz 4 und 10 liegen nur 3,5 Punkte – so wenig wie noch nie. Erstmals unter den besten Zehn ist Ulm (9. mit 76,8 Punkten), zurückgekehrt sind Osnabrück (7. / 77,6 Punkte) und Karlsruhe (10. / 76,6 Punkte). Die Top 10 komplettieren Nürnberg (4. / 80,1 Punkte), Aachen (5. / 79,3 Punkte) und Stuttgart (8. / 77,2 Punkte).
"Der fünfte Smart City Index zeigt genauer als je zuvor den Stand der Digitalisierung der deutschen Großstädte. Wir haben die untersuchten Indikatoren erweitert, zudem haben wir erstmals das wichtige Thema Bildung mit in den Blick genommen. Wir sehen eine große Dynamik innerhalb des Rankings und erstmals auch einen Wechsel an der Spitze: München kann sich knapp vor Hamburg setzen und erntet damit den Lohn der Anstrengungen der vergangenen Jahre“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Unter den Top 10 finden sich aber nicht nur Metropolen wie München und Hamburg, sondern auch kleinere Universitätsstädte wie Aachen, Osnabrück oder Ulm. Das zeigt einmal mehr, dass man nicht groß sein muss, um smart sein zu können. Wichtig sind vielmehr ein professionelles Management der Digitalisierungs-Aktivitäten und ein gemeinsames Engagement von Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft vor Ort."
Erprobte Digitalprojekte in die Fläche bringen
Zugleich verweist Wintergerst auf große Unterschiede beim Tempo der Digitalisierung in den Städten. So gebe es eine Spitzengruppe unter den Top 20, die seit Jahren im Ranking gut platziert sei. Gleichzeitig hätten viele Städte auf den hinteren Plätzen Schwierigkeiten, Tempo aufzunehmen und aufzuschließen. "Wir sehen bei den Untersuchungen für den Smart City Index jedes Jahr, wie viele Städte schon großartige Digitalprojekte umgesetzt haben. Woran es oft hapert: Einzelprojekte in die Fläche zu bringen. Der Appell nach Berlin und in die Landeshauptstädte ist daher: Bund und Länder sollten nicht nur neue Leuchtturmprojekte wie etwa zum KI-Einsatz in der Verwaltung fördern, sondern den Roll-Out von erprobten digitalen Lösungen viel stärker unterstützen", so Wintergerst.
Hidden Champions: Viele Städte haben Stärken in einzelnen Bereichen
Der Smart City Index zeigt zudem, welche Städte in einzelnen Bereichen ihre Stärken haben, auch wenn es im Gesamtranking nicht für eine Top-10-Platzierung reicht.
Städte in Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern schneiden besonders gut ab
Je nach Bundesland sind die Großstädte unterschiedlich weit in ihren Digitalisierungsbemühungen. Wie bereits im Vorjahr schneiden Städte in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen im Mittel deutlich besser ab als der Durchschnitt. Hessen und Rheinland-Pfalz liegen knapp über dem Schnitt, in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen fallen die Ergebnisse unterdurchschnittlich aus. Allerdings unterscheidet sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich – so gibt es in Sachsen überhaupt nur drei Großstädte, in Nordrhein-Westfalen dagegen 30. Für Bundesländer mit weniger als drei Großstädten lässt sich faktisch keine Aussage treffen. Auffällig ist, dass Universitätsstädte im Durchschnitt besser abschneiden. "In Städten mit Hochschulen fällt der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis deutlich leichter. Städte profitieren auch von Tech-Startups mit ihrem innovativen Technologie-Einsatz und frischen Blick auf Herausforderungen. Wenn Startups die Möglichkeit bekommen, Smart-City-Anwendungen vor Ort in Kooperationen zu testen, ist das eine klassische Win-Win-Situation", so Wintergerst.
Mehr als 12.700 Datenpunkte für 81 Städte
Für den Smart City Index wurden insgesamt 12.717 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. Untersucht wurden die den fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Die fünf Bereiche fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 157 Parametern bestehen – von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte. Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Davon machten 94 Prozent der Städte Gebrauch – ein Rekordwert in der Geschichte des Smart City Index. Die Daten wurden anschließend von einem Team aus Expertinnen und Experten der Bitkom Research validiert. Für jene 5 Städte, die ihrerseits keine Informationen geliefert hatten, wurden die nötigen Daten bei einschlägigen Stellen und zuverlässigen Quellen recherchiert.
Smart City Index als interaktive Online-Anwendung
Das Ranking der 81 deutschen Großstädte mit den Ergebnissen in allen Teilbereichen ist als interaktive Online-Karte unter www.smart-city-index.de verfügbar.
Quelle/Weitere Informationen: Bitkom e. V., Pressemitteilung vom 11. Oktober 2023