Mit dem Narrativ einer „sozialen Mischung“ im Quartier verknüpfen sich seit jeher viele Hoffnungen. Es ist als eine Art Gegenentwurf zur meist negativ bewerteten Segregation zu verstehen: soziale Stabilisierung, gelingende Integration, mehr Partizipation, geringere Fluktuation, weniger Devianz, mehr Kohäsion, höhere Wohnzufriedenheit, mehr Resilienz – all das soll sich beim richtigen Mix im Quartier einstellen und im Endeffekt auch die soziale Mobilität, also den individuellen gesellschaftlichen Aufstieg, erleichtern.
Soziale Mischung ist somit in vielen Ländern zu einer normativen Handlungsleitlinie der Quartiersentwicklung avanciert. Seltener wird jedoch die zentrale Annahme des Mischungsparadigmas diskutiert, nämlich, dass von einem mehr oder weniger sozial gemischten Quartierskontext tatsächlich eine „Wirkung“ ausgehe. In der Wissenschaft ist dies keineswegs eindeutig belegt, weswegen es sich lohnt, genauer hinzuschauen und das Mischungsdesiderat auch im Hinblick auf dessen Wirkungsgrad und Wirkungsrichtung zu überprüfen.
vhw-werkSTADT Nr. 48 gibt deshalb einen knappen Überblick zur Forschung zu Quartierseffekten und sozialer Mischung und zeigt die Relevanz dieses Themas für die Stadtentwicklungspraxis auf. Dafür werden zunächst exemplarisch einige Theorien und empirische Ergebnisse zu Quartierseffekten dargestellt, sowie die Probleme, die sich bei der Forschung ergeben, erläutert. Zuletzt wird diskutiert, wie Heterogenität/Mischung und Homogenität/Konzentration im Quartier vor diesem Hintergrund zu bewerten sind – eine Art Faktencheck und Beitrag zur Versachlichung einer Debatte, in der „Quartierseffekte“ oft für umfassend und selbstverständlich gehalten und Mischungsstrategien nicht selten als Allheilmittel trivialisiert werden.