Soziale Ungleichheit ist eine Herausforderung für die Demokratie, denn sie geht oft mit Ungleichheit in der Partizipation einher. Hierdurch ist der Einfluss dieser Gruppen gering, wodurch politische Entscheidungen bei ihnen weniger Akzeptanz und Legitimität besitzen. Dies führt zu Zynismus und Resignation und kann in der Folge zum Abwenden benachteiligter Gruppen von Politik führen. Wird hier nicht interveniert, besteht die Gefahr, dass sich durch diese Ausschlüsse antidemokratische Haltungen in Teilen der Gesellschaft vertiefen. Deshalb müssen demokratische Verfahren und insbesondere deliberative, direktdemokratische und digitale Innovationen noch stärker die Frage einbeziehen, wie sie einen Beitrag zur sozialen Inklusivität leisten können.
Bereits seit einigen Jahren untersucht der vhw im Rahmen seiner verbandspolitischen Zielsetzung Wege zur inklusiven Beteiligung. Häufig blieben dabei die Fragen offen, wer die Benachteiligten sind, die sich politisch engagieren und wodurch ihre politische Einbindung gut gelingt.
Im Anschluss an diese Fragen untersuchte ein Team um Professor Norbert Kersting im Rahmen eines Auftragsforschungsprojekts Beteiligung benachteiligter Gruppen in informellen Partizipationsinstrumenten.
Den Abschluss des Projekts bildete ein digitaler Workshop am 11. Januar 2021 mit Teilnehmenden aus Praxis und Wissenschaft. Inputs gaben:
Intensiv diskutierten die Teilnehmenden, durch welche Formate und Themen demokratische Partizipation zukünftig sozial inklusiver gestaltet werden kann. Hier können etwa Formate des Invited Space, unter anderem durch quotierten Bürgerjurys sowie Formate des Invented Space, beispielsweise durch Ansätze des Community-Organizing stärker auf benachteiligte Gruppen zugehen. Zudem kann auch bürgerschaftliches Engagement durch Ermöglichung alltäglicher Begegnungen und Schaffung von Netzwerken den Grundstein für eine politisch aktive Alltagskultur im Quartier legen.
Die vollständige Studie erscheint demnächst als vhw-Schriftenreihe 22 auf www.vhw.de
April 2020: Mit sozialer Ungleichheit geht auch ein unterschiedlich stark ausgeprägter Zugang zur Teilnahme an politischer Partizipation einher. Menschen in prekären sozialen Lagen bringen sich seltener als andere in das politische Geschehen ein. Das gilt sowohl für die Teilnahme an Wahlen, als auch für Formate unkonventioneller politischer Partizipation wie Bürgerforen, Vereine und Stadtteilinitiativen. Diese Ungleichgewichte hat der vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. bereits im Rahmen seiner Verbands- und Forschungsaktivitäten thematisiert und eine Reihe wirkungsvoller Verfahren vorgestellt, die breite Beteiligung für verschiedene Gruppen der Stadtgesellschaft ermöglichen. In Anlehnung hieran nimmt nun das Forschungsprojekt „Neue Beteiligung und alte Ungleichheit?“ diese sozialen Ungleichgewichte in lokalen Beteiligungsformen intensiv in den Blick.
Seit 2019 betrachtet eine Forschergruppe der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für den vhw e. V. unkonventionelle Formate der politischen Beteiligung im Ruhrgebiet und in Norddeutschland. Von Interesse sind hier vor allem Aktive in marginalisierten sozialen Lagen, ihre biografischen Hintergründe, Motivationen und Hürden im Engagement. Um die Forschungsergebnisse zusammenzutragen, fand ein gemeinsamer Auswertungsworkshop statt, für den angesichts der bundesweit geltenden Kontaktbeschränkungen eine Online-Plattform genutzt wurde. Die herausgearbeiteten Mobilisierungsstrategien, Beteiligungs- und Motivationstypen sollen zukünftig als Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte und als Handlungshinweise in der Praxis dabei helfen, politisches Engagement auch vor dem Hintergrund von gesellschaftlicher Ungleichheit noch inklusiver zu gestalten.
Oktober 2019: Anfang Oktober 2019 stellte das Projektteam um Professor Norbert Kersting (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) im Rahmen eines Orientierungsworkshops den aktuellen theoretischen und empirischen Stand der Forschung im Themenbereich politische Beteiligung und Marginalisierung vor. Zudem wurden verschiedene Beteiligungsformate für die Fallauswahl diskutiert. In mindestens zwei Städten in Nordrhein-Westfalen und in Norddeutschland werden nun verschiedene Formate informeller politischer Beteiligung, wie Community-Organizing Plattformen, soziale Bewegungsgruppen und Quartiersgremien untersucht. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den spezifischen Motivationen marginalisierter Menschen, sich politisch zu engagagieren sowie der Inklusivität der jeweiligen Beteiligungsformate. Damit startet das Projekt in die Feldforschungsphase.
Juni 2019: Das vhw-Forschungsprojekt "Neue Beteiligung und alte Ungleichheit?" startet unter der Leitung von Professor Norbert Kersting, Institut für Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im Auftrag des vhw werden vergleichend politische Ermöglichungsräume, Mobilisierungsstrukturen und auch Hürden von politischem Engagement im Kontext von Marginalisierung und sozialer Ungleichheit untersucht. Schwerpunkt der Betrachtung sind informelle Formen politischer Beteiligung.
Januar 2019: Ziel des Forschungsprojekts "Neue Beteiligung und alte Ungleichheit? ist es, eine Vergleichsstudie zu erstellen, die die Rahmenbedingungen des politischen Engagements sozial benachteiligter Menschen jenseits des Systems der repräsentativen Demokratie analysiert. Einreichungsfrist: 15. Februar 2019