Die Bemühungen um eine nachhaltigere Entwicklung von Städten und Gemeinden sind ungebrochen und während in Städten einerseits die meisten Ressourcen verbraucht werden, bilden sie andererseits den Raum für Experimente und Innovationen zur nachhaltigen Entwicklung. In einer Studie wurden die Potenziale und Herausforderungen von zivilgesellschaftlichen Initiativen als Akteure und Partner einer nachhaltigen Stadtentwicklung in vier Städten beispielhaft untersucht. Abschließend wurden praktische Handlungsansätze für Kommunen und Initiativen erarbeitet.
Nachhaltige Stadtentwicklung als Querschnittsaufgabe, die Vermittlung und Übersetzung erfordert
Es zeigt sich, dass Transition-Town-Initiativen und Kommunalpolitik sowie -verwaltung fruchtvolle und effektive Partnerschaften aufbauen können, um an einer nachhaltigen Entwicklung in Städten zu arbeiten. Dies ist jedoch voraussetzungsvoll. So hat die Studie des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) im Auftrag des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. gezeigt, dass institutionelle Schnittstellen in den Städten besonders wichtig sind, damit die Initiativen mit Politik und Verwaltung zusammenarbeiten können.
Dort, wo der politische Rückhalt für die nachhaltige Stadtentwicklung hoch, die Bereitschaft für partizipative Prozesse vorhanden und in den Verwaltungen ressourcenstarke und mit einem entsprechenden Mandat ausgestattete Akteure angesiedelt sind, konnten vielversprechende Kooperationen beobachtet werden. Auch die Professionalisierung der zivilgesellschaftlichen Transition-Town-Initiativen und das individuelle Engagement von Schlüsselpersonen spielt für gelingende Kooperationsprozesse eine wichtige Rolle.
Formalität und Konformität stehen teilweise Offenheit und Flexibilität gegenüber
Wie erfolgreich sich eine Kooperation zwischen Initiativen und Kommunen gestaltet, hängt auch vom jeweiligen Themenfeld und den entsprechend dazugehörigen hoheitlichen Aufgaben ab. Während z. B. im Bereich Mobilität in der Konsequenz eine grundlegend andere Verkehrspolitik und –planung notwendig wäre, lässt sich eine urbane Landwirtschaft hingegen durch Gemeinschaftsgärten auf privaten Flächen verwirklichen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die durch EU-, Bundes- und Landespolitik definiert werden, können eine nachhaltige Stadtentwicklung behindern, wenn sie das nicht nachhaltige Handeln regulatorisch festschreiben (z. B. Stellplatzverordnung).
Handlungsansätze für Partnerschaften in der nachhaltigen Stadtentwicklung
Aus den Ergebnissen des Projekts lassen sich verschiedene Handlungsansätze ableiten und begründen, die sich an Initiativen, Kommunen oder beide richten. Diese beinhalten für Initiativen beispielsweise die politische Mobilisierung durch zivilgesellschaftliche Petitionen und den Ausbau des Wissens rund um Fördermittel und -strukturen. Handlungsansätze, die sich auf Kommunen beziehen, umfassen z. B. die Etablierung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Interpretation von rechtlichen Rahmenbedingungen als Suche nach Lösungen.
Die Autorinnen und der Autor der Studie schließen mit der Bemerkung: „Die wirklich kritischen Themen und tiefgreifenden Veränderungen (z. B. Mobilitätswende) stehen erst noch an, zumindest was die kooperative Umsetzung jenseits von politischen Absichtserklärungen angeht. Insofern bleibt zu wünschen, dass die mühsam und mit viel Engagement von beiden Seiten aufgebauten Partnerschaften in belastbare Strukturen überführt und weiter gestärkt werden, unter anderem um sie resilient gegenüber personellen Veränderungen zu machen, aber auch, um die tatsächliche Wirksamkeit mit Blick auf die angesprochenen Herausforderungen zu erhöhen.“
Das Projekt knüpft an die vhw-Forschung zur Rolle von Intermediären in der Stadtentwicklung und sozialer, nachhaltiger Stadtentwicklung an.