Um ungleichen Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten zu begegnen, sind gerade in benachteiligten Stadtteilen demokratiefördernde Strategien notwendig, die über formale Beteiligungsangebote hinausgehen. Wir sehen großes Potenzial in einer handlungsfähigen Gemeinwesenarbeit, die an der Lebenswelt und den Fähigkeiten der Individuen ansetzt und als intermediäre Akteurin zwischen Staat und Bewohnerschaft vermittelt.
vhw-Schriftenreihe 20, eine Expertise der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), arbeitet dieses Potenzial auf konzeptioneller Ebene heraus. Um die Schnittstellen der Konzepte historisch-systematisierend aufzuarbeiten, bedurfte es einleitend einer Verständigung über die Begriffe "Gemeinwesenarbeit" und "lokale Demokratie", da für beide trotz häufiger Verwendung keine einheitlichen Definitionen bestehen. Die Studie ordnet das unübersichtliche Themenfeld zweier uneinheitlich verwendeter Konzepte, schafft Orientierung und stellt die Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die Stärkung lokaler Demokratie systematisch heraus.
An vhw-Schriftenreihe 20 schließt die empirisch ausgelegte Studie an, die als vhw-Schriftenreihe 21 erschienen ist. Bislang liegen wenig empirisch fundierte Erkenntnisse über die realen Wirkungen der Gemeinwesenarbeit in der Praxis vor. Daher hat der vhw - Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) und die Hochschule für angewandte Pädagogik (HSAP) mit einer empirischen Studie beauftragt. Diese sollte herausstellen, inwieweit der bestehende Anspruch von Gemeinwesenarbeit an Empowerment, Partizipation und Demokratieförderung unter den aktuellen Rahmenbedingungen umgesetzt werden kann und welche darüber hinausgehenden Potenziale für die lokale Demokratie durch Gemeinwesenarbeit in der Praxis bestehen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass auf lokaler Ebene bereits vielfältige Aktivitäten bestehen, um demokratische Teilhabe einer heterogenen Bevölkerung zu ermöglichen. Eine Weiterentwicklung und bessere Abstimmung verschiedener Modi der demokratischen Beteiligung (repräsentative, direkte und deliberative Demokratie) durch ein Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und Bewohnerschaft wäre aber empfehlenswert. Auch konnte mit der Untersuchung gezeigt werden, dass eine funktionierende Gemeinwesenarbeit auf individueller, zivilgesellschaftlicher und kommunaler Ebene zur Stärkung der lokalen Demokratie beiträgt, aber bestehende Rahmenbedingungen verändert werden müssen, um diese Aufgaben besser wahrnehmen zu können.
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GWA und lokale Demokratie - Zusammenhänge und Perspektiven aus der Sicht Sozialer Arbeit