Bei der Entwicklung ihrer Bildungslandschaftsstrategien stehen die Städte vor der Herausforderung, dass die Problemlagen sozialräumlicher Bildungs- und Chancenungleichheit "grenzüberschreitend" verflochten sind. Zwar haben sich im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung Abgrenzungen von Zuständigkeiten nach hierarchischen Ebenen (Bund, Länder und Kommunen) und horizontalen Sachzusammenhängen (Fachressorts) herausgebildet, die zu bearbeitenden Problemlagen sind allerdings interdependent. Damit müssen Entscheidungen und strategische Handlungen zwischen vertikalen und horizontalen Ebenen koordiniert werden.
Segregation der Vernetzung in Rintheim
Der Stadtteil Rintheim in Karlsruhe besteht aus zwei unterschiedlichen Wohnquartieren, wobei der eine Teil (Alt-Rintheim) durch einen dörflichen Charakter sowie Ein- und Mehrfamilienhäuser und der andere (Rintheimer Feld) durch eine Hochbebauung aus den 1960er Jahren gekennzeichnet ist. In Rintheim wurde bis in die jüngere Vergangenheit hinein versucht, die Spaltung des Stadtteils in zwei gegensätzliche Stadtquartiere durch Vorgehensweisen aus dem Arsenal der Stadtteilentwicklung zu überwinden.
Der Arbeitskreis Bildungsplanung hat im Jahr 2012 einen Strategiewechsel eingeleitet. An die Stelle der bislang verfolgten Strategie der Weiterentwicklung des Stadtteils über herkömmliche Aktivierungs- und Mobilisierungsstrategien soll nun versucht werden, durch einen Schulentwicklungsprozess – nämlich die Umwandlung der Heinrich-Köhler-Grundschule in eine Ganztagsgrundschule – die bildungsbezogene Vernetzung insbesondere (aber nicht nur) im Rintheimer Feld zu verbessern und zugleich den Stadtteil aufzuwerten. Dabei dürfte für die Erfolgsaussichten dieser Strategie wesentlich sein, dass nicht einfach der eine ressortspezifische Ansatz durch den anderen ressortspezifischen Ansatz ersetzt wird, sondern dass Bildungsinfrastrukturentwicklung und Stadtteilentwicklung zukünftig als ressortübergreifende Gesamtstrategie entwickelt werden.
Resümee
In allen Städten bestand ein klares Bewusstsein dahingehend, dass es zur Ausgestaltung problemgerechter Lösungsstrategien eines Schulterschlusses zwischen kommunaler Bildungspolitik (in einem erweitertem Sinne) einerseits und Stadt(teil)entwicklungspolitik andererseits bedarf. Dennoch ist es nur in unterschiedlichem Maße gelungen, beide Bereiche systematisch miteinander zu verschränken.
In Karlsruhe könnte man von einer "sequentiellen" Verschränkung der beiden Politikbereiche sprechen. Während in einer ersten Phase eine klassische Stadtteilentwicklungsstrategie dominierte, wurde in der jüngeren Vergangenheit auf einen Schulentwicklungsprozess umgeschwenkt, um den Stadtteil Rintheim weiterzuentwickeln. Eine echte Verschränkung beider Perspektiven würde es nun erfordern, den Schulentwicklungsprozess der Heinrich-Köhler-Schule wiederum in den Stadt(teil)entwicklungsprozess einzubetten und die ressortspezifischen Vorgehensweisen konzeptionell in einer Gesamtstrategie zusammenzubinden.