"Bezahlbar, sicher und sauber – die Energieversorgung für Wohngebäude vollkommen neu denken", Energieministerin Anja Siegesmund will die Zusammenarbeit mit der Thüringer Wohnungswirtschaft weiter vertiefen. Dabei sollen insbesondere Mieterstromanlagen, die weitere serielle energetische Sanierung von Wohngebäuden und die Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien im Fokus stehen. Darauf verständigte sich Siegesmund heute mit Frank Emrich vom Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft (vtw).
"Die einseitige Fokussierung auf russisches Gas war ein Fehler, der jetzt in einem großen Kraftakt korrigiert werden muss. Mit Solaranlagen, Wärmepumpen und viel mehr Innovation und Effizienz wollen wir die öffentlichen Wohnungen in Thüringen fit machen für bezahlbares Wohnen und mehr Klimaschutz", sagte Energieministerin Siegesmund nach dem Treffen. Neben dezentralen Lösungen für Gebäudewärme biete insbesondere der hohe Anschlussgrad an Wärmenetze eine gute Ausgangslage für eine effiziente und günstige Wärmeversorgung, so die Ministerin. Nun müssten die Versorger viel schneller den Anteil erneuerbarer Wärme im Heizungsrohr erhöhen, so Siegesmund. Das entlaste Verbraucherinnen und Verbraucher und schützt das Klima. Das Thüringer Klimagesetz verpflichtet die Betreiber von Wärmenetzen bereits seit 2018, neue Konzept für ihre Wärmenetze zu entwickeln, um die nahezu klimaneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 zu erreichen.
"Den Zielkonflikt zwischen Klimaneutralität, extremen Kostensteigerungen und bezahlbarem guten Wohnen zu meistern erscheint gerade unmöglich. Wir sind spät dran und es wird richtig teuer. Die Lösung kann es nur durch das Abrücken von Wunschstandards, gut koordinierte Ansätze vor Ort, das Quartier als Bezugspunkt und erhebliche staatliche Unterstützung geben."ergänzte Frank Emrich vom Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft (vtw).
Mit der "Thüringer Wärmeoffensive" haben Energieministerium und die Wohnungswirtschaft bereits Modellprojekte für die Wärmewende im öffentlichen Wohnungssektor gestartet. In Greiz und Stadtroda entstehen aktuell Mustervorhaben für das serielle Sanieren von DDR-Plattenbauten. Diese Konzepte lassen sich auf Tausende baugleiche Wohngebäude in ganz Thüringen übertragen.
Das Thüringer Energieministerium unterstützt mit der Thüringer Wärmeenergie-Offensive bereits Pilotvorhaben der Wärmewende auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand. Das umfasst neue technische Lösungen für das energieeffiziente Betreiben von Gebäuden, nimmt neue, nachhaltige Baustoffe wie Holz in den Blick und fördert das serielle Bauen.
Konkret wurde ein Forschungsvorhaben der Fachhochschule Erfurt finanziert. Die Lebenszykluskostenbetrachtung kommt zum Ergebnis, dass nachhaltige Bauweisen und ein hoher energetischer Standard im Vergleich zu konventioneller Bauweise wirtschaftlicher sind. Das Forschungsvorhaben ist unter anderem die Basis für die Planung eines neuen Wohnquartiers in Holzbauweise in Ilmenau. In einem weiteren Pilotvorhaben in Stadtroda wird derzeit mit einer Kombination aus baulichen und energietechnischen Maßnahmen erprobt, wie ein typischer DDR-Plattenbau (sechs Geschosse, 144 Wohneinheiten) bilanziell klimaneutral saniert werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse können auf alle baugleichen Gebäude in Thüringen und darüber hinaus übertragen werden. In Greiz wird die erste serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip in Ostdeutschland gefördert.
Das Thüringer Energieministerium investiert über drei Jahre rund 5 Mio. Euro in Musterprojekte für einen höheren energetischen Standard im Gebäudebestand. Um bis 2040 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, sind erhebliche Anstrengungen und Investitionen notwendig.
Quelle/Weitere Informationen: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Pressemitteilung vom 15. Juni 2022