Extremwetterereignisse der letzten Jahre haben das Thema Klimawandel noch stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Anpassungen an diese Klimaentwicklung werden von Politik und Gesellschaft als drängende Aufgaben verstanden und entfachen Diskussionen über städtische Leitbilder. Unsere Reihe "vhw & friends" widmet sich diesem Thema mit Fachimpulsen und Diskussionen im kleinen Kreis, in der Berliner Fritschestraße 27/28.
Den Einstieg in die Reihe machte Landschaftsarchitrekt Dr. Carlo Becker, seit 1987 Gesellschafter im Büro bgmr Landschaftsarchitekten Berlin. In seinem Vortrag zeigte er aktuelle konzeptionelle sowie handlungspraktische Ansätze in der Stadt- und Landschaftsplanung im Umgang mit den Folgen des Klimawandels auf. Für viele Städte stellt sich die Frage, wie sie angesichts des Wandels proaktiv handeln können. Länger wird schon im Zusammenhang mit Starkregen, Dürre und Hitze gefordert, intensiver Maßnahmen des Wassermanagements, der Frischluftschneisen, Bepflanzung, Verschattung und Rückstrahlung in die Planung einzubeziehen. Dr. Carlo Becker plädiert dafür, diese Ansätze weiter zu intensivieren und zu vertiefen. Allerdings müssen diese verschiedenen Maßnahmen noch stärker integriert - sich ergänzend und überschneidend - gedacht werden. Seit Jahren bietet er mit den Konzepten der Schwammstadt sowie der Multicodierung in der Planung mögliche Lösungen an, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
In der Schwammstadt wird das Regenwasser von heute zur Kühlungsressource von morgen. Es wird etwa in urbanen Feuchtgebieten gespeichert und in darauffolgenden Perioden durch Verdunstung und Transpiration in den Stadtraum wieder abgegeben. Darüber hinaus muss zudem angesichts der knappen Ressource Stadtraum auch über Mehrfachnutzungen von Flächen nachgedacht werden. Daher vertritt Becker den Ansatz, städtische Flächen als multicodiert nutz- und planbar zu denken: Stadtraum soll angesichts des Wandels verstärkt den Ansprüchen an Rekreation, Energiegewinnung, Biodiversität, Wassermanagement sowie Kühlung genügen. Hierzu erfordert es eine verstärkte intersektorale und ebenenübergreifende Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Ziel soll es dabei ebenfalls sein, Räume und Flächen, wie etwa Hausdächer und -fassaden, die bislang noch monofunktional genutzt werden, diesen vielfältigen Nutzungen zuzuführen.
Die vier folgenden Veranstaltungen in der Reihe widmen sich den globalen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen für Städte im Klimawandel. Nächster Termin ist der 5. Juli zum Thema "Suffizienz als Schlüssel zur resilienten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadt". Link zur Reihe