Mehr Betreuung zum Wohl der Kinder in den neuen Ganztagsschulen erhofft sich Karlsruhe, Debatten gibt es aber über Wahl- oder Pflichtmodelle.
Von unserem Redaktionsmitglied Theo Westermann
Der Gemeinderat hat sein inhaltliches Bekenntnis zu Ganztagsschulen weiter mit Leben erfüllt. Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat gestern der Einrichtung weiterer Ganztagesgrundschulen zu. In der „verbindlichen Form“ wird dies künftig die Heinrich-Köhler-Grundschule im Rintheimer Feld sein, in der „Wahlform“ die Schiller-Grund- und Werkrealschule sowie die Weiherwald-Grundschule, jeweils ab dem kommenden Schuljahr. Vier weitere Schulen, in denen zurzeit noch die Ganztagesgrundschule als Schulversuch läuft, werden nun endgültig zu derartigen Einrichtungen und zwar in der Wahlform. Dies sind die Drais- Grund- und Hauptschule, die Hans-Thoma-Grundschule, die Leopold-Grundschule sowie die Pestalozzi-Grund- und Werkrealschule. Die AfD konnte sich nicht mit ihrem Vorschlag durchsetzen, auch die Heinrich-Köhler-Schule als Wahlform zu belassen. Schulbürgermeister Martin Lenz (SPD) betonte ausdrücklich, „dass man die Eltern nicht überredet, sondern gewonnen hat“. Gerade das Konzept der Heinrich-Köhler-Schule stoße bundesweit auf Beachtung.
Der Gemeinderat ging gestern ausdrücklich diesen Weg mit, es war aber deutlich erkennbar, dass die Kritik aus Elternkreisen, die in der "verbindlichen Form" die Preisgabe eines bisher bewährten Hortmodells sehen und sich sorgen, dass Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen oder ihnen Freizeitaktivitäten in Vereinen ermöglichen wollen, unter Druck gesetzt werden. Dass die Eltern weiterhin Wahlfreiheit besitzen sollten, war gestern ausdrücklich Tenor bei den Fraktionen, und nicht nur bei den beiden AfD-Stadträten. So betonte Detlef Hoffmann (CDU) ausdrücklich, dass es keinen "Paradigmenwechsel" gebe, die Wahlform der Eltern bleibe bestehen. Hoffmann weiter: "Das Hortangebot muss erhalten bleiben!". Auch Karl-Heinz Jooß von der FDP betonte, dass es Eltern gebe, die ihre Kinder ausdrücklich nicht in die Ganztagesgrundschule schicken wollten.
Friedemann Kalmbach (GfK) äußerte sich zudem skeptisch, ob die Qualität der Ganztagesbetreuung stimme. Ein Augenmerk auf die Qualität wollte auch Niko Fostiropoulos von den Linken legen. Renate Rastätter von den Grünen wiederum sah ganz klar den "Paradigmenwechsel". Die verbindliche Ganztagesgrundschule sei der Wunsch vieler Eltern, Lüppo Cramer von der Kult-Fraktion und Sibel Uysal von der SPD sahen wiederum die ganze Sache auf dem richtigen Weg.
Oberbürgermeister Frank Mentrup wies schließlich darauf hin, dass es auch Wahlmöglichkeiten zwischen den Grundschulen gebe. "Die Eltern werden nicht zu Ganztagsschulen gezwungen," so der OB.