Beim Zustand der Auen in Deutschland gibt es laut Bundesumweltministerium immer noch dringenden Handlungsbedarf: Zwar habe sich der Auenzustand in den letzten zehn Jahren nicht gravierend verschlechtert, aber mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland seien durch Flussbegradigungen, Deichbau und intensive Nutzung der Flächen stark verändert. Zwei Drittel der Flussauen stehen bei Hochwasser nicht als Überschwemmungsflächen zur Verfügung. Das ist das Ergebnis des Auenzustandsberichts 2021, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, am 25. März 2021 vorgestellt haben. Dieser zweite Auenzustandsbericht seit 2009 dokumentiert den Zustand der Auen an Deutschlands Flüssen, den Verlust von Überschwemmungsflächen und den Stand der Auenrenaturierung.
Gegenüber dem ersten Bericht von 2009 zeigt sich ein kaum verändertes Bild: Der Großteil der Auen in Deutschland ist so stark verändert, dass er seine ökologischen Funktionen nur unzureichend erfüllen kann. Zu gut einem Drittel werden die überflutbaren Auen heute als Ackerflächen sowie als Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen genutzt. Artenreiche Wiesen, Feuchtgebiete und Auenwälder sind dagegen selten. Nur noch 9 Prozent der Auen sind ökologisch weitgehend intakt. Viele Flüsse sind heute begradigt und verbaut und kaum noch mit ihren Auen verbunden. An Rhein, Elbe, Oder und Donau sind mehr als zwei Drittel der ehemaligen Auen durch Deiche vom Fluss abgetrennt. Durch den Klimawandel steigt dadurch die Gefahr, dass vermehrte Hochwasser große wirtschaftliche Schäden anrichten können.
Ein Großteil der bisher erfolgten Auenrenaturierungen in Deutschland wurde mit einer Förderung des Bundesumweltministeriums verwirklicht, etwa aus dem Programm chance.natur – Bundesförderung Naturschutz. Seit 2019 werden zudem Projekte an Bundeswasserstraßen im Förderprogramm Auen durch das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz gefördert.
Das Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt, die natürliche Überflutungsfläche an Flüssen um 10 Prozent zu vergrößern, wird bislang noch deutlich verfehlt. Auf Grund langer Planungs- und Umsetzungszeiten sei die Entwicklung naturnaher Auen eine Generationenaufgabe und zugleich eine Investition in die Zukunft, erklärt das Bundesumweltministerium. Auenrenaturierungen seien nicht nur für die biologische Vielfalt, sondern auch für die Gesellschaft von hohem Nutzen, etwa durch den verbesserten Hochwasserschutz, sauberes Trinkwasser und den hohen Freizeit- und Erholungswert naturnaher Flusslandschaften. Der Auenzustandsbericht sei dabei eine wertvolle Informationsquelle und eine Entscheidungsgrundlage, den Auenschutz im Bund und in den Ländern voranzubringen. Quelle/Weitere Informationen: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Pressemitteilung vom 25. März 2021